Spurensuche: „Judenhäuser“ / "Ghettohäuser" in Düsseldorf – Website mit interaktiver Karte
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- Erstellt: Mittwoch, 29. August 2018
Das Seminar „Spurensuche - Nachbarschaft, Vertreibung, Erinnerung“ am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf (Prof. Alexander Flohé/Dr. Joachim Schröder, SoSe 2018) beschäftigte sich im Sommersemester 2018 u.a. intensiv mit der Geschichte der sog. Judenhäuser – oder Ghettohäuser – im früheren Düsseldorfer Stadtgebiet. „Judenhäuser“ waren zumeist stark überbelegt und hatten i.d.R. jüdische Eigentümer. Nichtjüdische Mieter*innen mussten aus-, jüdische Mieter*innen einziehen. Ziel der NS-Machthaber war die Gewinnung von Wohnraum sowie eine Konzentration der jüdischen Menschen in wenigen Häusern und damit die Ausübung einer besseren Kontrolle. Der Umzug erfolgte unter Zwang, verantwortlich waren die Geheime Staatspolizei sowie die städtischen Fürsorge- und Wohnungsämter. Die Konzentration der Menschen in den „Judenhäusern“ war die erste Stufe vor ihrer Deportation in die Ghettos und Mordlager im deutsch besetzten Osteuropa. Bei den Deportationen diente dann der städtische Schlachthof als Sammelstelle.
Kaum erforscht: „Judenhäuser“ in Düsseldorf
Die Geschichte der „Judenhäuser“ im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf ist kaum erforscht, weshalb ihre genaue Zahl unbekannt ist. Dies war der Anlass zu dieser ersten ausführlicheren Beschäftigung mit diesem Thema. Es konnten mit den bis dahin zugänglichen Quellen (Adressbücher, Deportationslisten, Akte des städtischen Fürsorgeamtes) über 20 mutmaßliche „Judenhäuser“ im Stadtgebiet identifiziert werden. Die Zahl der Bewohner*innen der „Judenhäuser“ war sehr unterschiedlich, je nach Größe und (Über-)Belegung des Hauses. Sie blieb auch nicht konstant, wegen der bis 1941 anhaltenden Emigration, und vor allem wegen der ab Oktober 1941 einsetzenden Deportationen. In einer Übergangszeit wurden Häuser von jüdischen und nichtjüdischen Menschen gleichzeitig bewohnt: der Entmietungsprozess ging nicht schlagartig vonstatten.
Ergebnisse
Die Studierenden beschäftigten sich vorerst mit sieben „Judenhäusern“, die sich an den folgenden Adressen befanden (in Klammern die Mindestanzahl der jüdischen Bewohner*innen): Adersstr. 8 (mind. 18, heute: Hotel Bristol), Düsselkämpchen 2 (mind. 17), Grupellostr. 8 (mind. 11), Teutonenstr. 9 (mind. 14), Grafenberger Allee 78 (Jüdisches Altersheim, mind. 70), Horst-Wessel-Str. (heute: Pempelforter Str.) 60 (mind. 8), Rochusstr. 57 (mind. 13). Die Studierenden recherchierten die Biographien einzelner Bewohner*innen der jeweiligen „Judenhäuser“ und entrissen ihre Geschichten somit dem Vergessen. Auch wurde der heutige Zustand der jeweiligen Häuser geprüft und dokumentiert. Anwohner*innen wurden befragt und über die Geschichte der Häuser informiert. Einige der Häuser existieren heute nicht mehr, andere schon – an keiner Stelle finden sich Hinweise darauf, dass sich an dieser Stelle einst ein „Judenhaus“ befand.
Präsentation am Tag des offenen Denkmals: Website mit interaktiver Karte
Eine Projektgruppe des Seminars (Anna Carls, Mimona Effenberger, Steffi Veenstra) gestaltete in Zusammenarbeit mit der "GIS-Akademie" auf der Basis der bis dahin zugänglichen Quellen eine interaktive Website. Auf einem Stadtplan sind die bis dahin bekannten „Judenhäuser“ nun sichtbar. Es finden sich Angaben zu Zahlen und Namen der früheren Bewohner*innen; dokumentiert wird auch, was mit den Menschen geschah. Die Studierenden äußerten den Wunsch, noch mehr Informationen als bisher zu präsentieren, vor allem aber: die Website nicht auf das Düsseldorfer Stadtgebiet zu beschränken. Denn die Menschen, die vom Schlachthof deportiert wurden, kamen aus dem gesamten Regierungsbezirk und in allen Städten gab es solche „Judenhäuser“. Und fast überall ist ihre Geschichte schlecht erforscht. Dies könnte in Zukunft in einem größeren Projekt, in Zusammenarbeit mit anderen Erinnerungs- und Gedenkorten im Regierungsbezirk erfolgen. Die Website wird erstmals am Tag des offenen Denkmals öffentlich präsentiert und ist ab diesem Zeitpunkt nutzbar.