Farbe gegen Faschismus: 40° Urban Art Festival
- Details
- Erstellt: Donnerstag, 26. September 2019
Vom 18. bis zum 22. September 2019 fand in Düsseldorf zum 4. Mal das 40° Urban Art Festival statt. 70 lokale, regionale und internationale Künstler*innen gestalteten und verschönerten ganz im Sinne des diesjährigen Mottos „Brücken Denken“ die Umgebung der Jülicher Brücke durch große Wandbilder und Graffitis - auch im Bereich des Mahnmals für die im NS deportierten jüdischen Menschen. Während des Festivals konnte man die Künstler*innen bei der Arbeit beobachten, an Workshops teilnehmen oder einfach feiern. Zwischen 8.000 bis 10.000 Menschen besuchten das Event.
Die Toulouser Allee als Veranstaltungsort hat auch eine geschichtliche Komponente: Ein Mahnmal erinnert daran, dass in den 1940er Jahren über den Alten Güterbahnhof und den Alten Schlachthof fast 6.000 Juden und Jüdinnen deportiert wurden, nur wenige von ihnen überlebten den Holocaust. Der Erinnerungsort Alter Schlachthof hält die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen wach und bot deswegen während des Festivals am Samstag dem 21.09.2019 zwei Führungen an, an denen jeweils etwa 20 Besucher*innen teilnahmen.
Auch die Kunst nimmt Bezug auf den historischen Ort, widmet sich dem Thema „Flucht, Vertreibung und Deportation“. Besonders zwei Bilder fallen einem ins Auge, die an die Deportationen der jüdischen Menschen erinnern: Zwei in Stacheldraht greifende Hände, gestaltet von Klaus Klinger, und ein großer Güterwagen mit der Mahnung „never forget“ von BädBoy und Mohone. Auf der anderen Seite der Brücke finden sich kleinere Motive, die sich mit der Geschichte des Ortes assoziieren lassen, wie etwa eine Skizze eines angstverzerrten Gesichts, ein Davidsstern, Bahngleise, ein schwarz-weiß Portrait von Anne Frank und mit „Denk ich an Deutschland in der Nacht …“ auch ein paar Zeilen aus Heinrich Heines „Nachtgedanken“, an anderer Stelle ein Stencil mit Bezug auf die Deportationen von Ungarn nach Auschwitz.
Für uns als Erinnerungsort war es bereichernd, in das Festival einbezogen zu werden und im Rahmen der Führungen die Geschichte des Alten Schlachthofs erzählen zu können. Die themenbezogene Gestaltung der Umgebung des Mahnmals ist ein gelungenes Beispiel für eine aktive Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und ein Beitrag zu einer sichtbaren Erinnerungskultur in Düsseldorf.
Diesen Bericht verfasste Meike Lehmann, die seit September 2019 ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Hochschulbibliothek und am Erinnerungsort Alter Schlachthof absolviert.
Mehr Infos zum Festival: