Neues Bildungsprojekt des Erinnerungsortes Alter Schlachthof: „(Zwangs)Migration und Flucht – Geschichte(n) von damals & heute.“

Hanauer 1939 von Triest nach HaifaDie Deportation der als jüdisch verfolgten Menschen aus dem Deutschen Reich und ihre Ermordung in den Ghettos und Mordlagern in den besetzten Gebieten in Osteuropa bildet einen Schwerpunkt bei der Auseinandersetzung mit der Gesamtgeschichte der Shoah, sowohl in der Forschung als auch in der Bildungsarbeit in den NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorten. Dabei droht die historische Tatsache aus dem Blick zu geraten, dass eine überwiegende Mehrheit der Verfolgten gar nicht von ihrem ursprünglichen Wohnort verschleppt worden ist: Im Regierungsbezirk Düsseldorf etwa lebten 1933 rund 24.000 jüdische Menschen. Fast 8.000 von ihnen wurden ab Oktober 1941 deportiert (davon 6.000 vom damaligen Düsseldorfer Schlachthof aus) und größtenteils ermordet. Die übrigen, mindestens 15.000 Menschen (genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor!) hatten ihre Heimat bis Oktober 1941 auf unterschiedlichsten Wegen und mit unterschiedlichsten Zielorten verlassen.

In dem von der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen geförderten historisch-politischen Bildungsprojekt nehmen wir die Geschichten der jüdischen Menschen in den Blick, die als Reaktion auf die nationalsozialistische Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik migrierten und flüchteten und sich so dem NS-Terror aktiv entziehen konnten – auch wenn in vielen Fällen die Rettung nur eine vorläufige war. Wir diskutieren Handlungen im Spannungsverhältnis von Zwang und Entscheidungsmacht und verhandeln sowohl historische, aber auch gegenwärtige Erfahrungen von verfolgungsbedingter Migration und Flucht:

  • Welche Handlungsmöglichkeiten und -strategien zur Selbstbehauptung nutzen die verfolgten Menschen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf angesichts der nationalsozialistischen Ausschließungspraxen, Entrechtungsmaßnahmen und Diskriminierungsmechanismen?
  • Welche Erfahrungsräume und Perspektiven zum Thema verfolgungsbedingter Migration und Flucht begegnen uns bei der Auseinandersetzung mit historischen Quellenmaterialien?
  • Wie betreffen und wo begegnen uns die Themen verfolgungsbedingte (Zwangs)Migration und Flucht in unserer heutigen postmigrantischen Gesellschaft? Und wie können plurale historische sowie gegenwärtige Migrations- und Fluchtgeschichten in der Gesellschaft der Vielen sichtbar gemacht, erzählt und erinnert werden?

Das vom 01.03.2023 bis zum 29.02.2024 durchgeführte Projekt, welches inhaltlich in Kooperation mit dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD) umgesetzt wird, richtet sich an heterogene Lerngruppen und adressiert durch unterschiedliche Bildungsangebote und -formate diverse Teilnehmer*innen, u.a. Jugendliche aus Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf und Köln, Studierende der Hochschule Düsseldorf sowie (außer)schulische Bildner*innen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen.

Weitere Informationen zu u.a. Veranstaltungsangeboten und Teilnahmemöglichkeiten folgen in Kürze.

Kontakt: Eva Krane, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! | +49 (0)211 4351-3839

 

Foto: Lotte Hanauer schaffte es im Herbst 1939 mit der „Kinderalija“ über Triest nach Palästina zu gelangen (Privatbesitz Irith Fröhlich).

 

 

pressespiegel

 

archiv