Rund 400 Besucherinnen und Besucher an der Hochschule Düsseldorf am Tag des offenen Denkmals 2017

Abb 01 Tag Denkmal kleinZum dritten Mal beteiligte sich die Hochschule Düsseldorf am Sonntag, 10.9.2017, am Tag des offenen Denkmals. KollegInnen der Hochschulbibliothek und des Erinnerungsortes Alter Schlachthof führten stündlich interessierte BesucherInnen durch die denkmalgeschützte frühere Großviehhalle. Zeitgleich wurde in der Bibliothek eine Präsentation des Fotografen und HSD-Studenten Sugata Tyler über die „Vergessenen Orte des Holocaust“ in der Region Lublin gezeigt. Die eindrucksvollen Bilder waren auf einer Gedenkstättenfahrt des Erinnerungsortes im April/Mai 2017 entstanden.

Erstmals konnte auch eine neue Informations-Stele am Haupteingang des Campus an der Münsterstraße präsentiert werden. Auf ihr hat an prominenter Stelle die Gedenktafel ihren neuen Platz gefunden, die früher an der Schlachthofmauer an der Rather Straße an die Verbrechen der Deportationen erinnerte. Der Bezirksvertretung 1 und ihrer Vorsitzenden Marina Spillner ist für die großzügige Unterstützung bei der Errichtung der Stele sehr zu danken.

Zeitzeugengespräch mit Herrn Schmitz

Ein erster Höhepunkt des Tages waren der Vortrag und das Zeitzeugengespräch des Holocaust-Überlebenden H.A. Schmitz aus Mönchengladbach, dessen Familiengeschichte eng mit der Großviehhalle des früheren Schlachthofes verknüpft ist. Er galt den Nazis als „Mischling“, da er eine jüdische Mutter und einen nichtjüdischen, katholischen Vater hatte. Solche „Mischehen“ gewährten den jüdischen EhepartnerInnen zunächst einen gewissen Schutz. So war seine Mutter Elisabeth Schmitz vor den im Herbst 1941 beginnenden Deportationen zunächst ausgenommen. Sein Onkel Walter Levy dagegen wurde im April 1942 von hier aus in das Ghetto Izbica im besetzten Polen verschleppt. Drei Monate später deportierte die Gestapo seine beiden Großeltern, Karl und Rosa, in das Ghetto Theresienstadt. Alle drei wurden ermordet.

Abb 04 Tag Denkmal kleinDie Nazis in Mönchengladbach übten immer wieder Druck auf den Vater von Herrn Schmitz aus.  Er sollte sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Von seinen Vorgesetzten wurde er schikaniert und schließlich aus dem Dienst der Stadt Mönchengladbach entlassen. Im Herbst 1944 beschloss das Nazi-Regime, auch die in „Mischehe“ lebenden Juden zu deportieren. So wurde auch Elisabeth Schmitz nach Theresienstadt verschleppt – doch sie konnte überleben. Ein Polizeibeamter warnte den Vater Heinrich Schmitz, dass er und seine vier Kinder gefährdet seien und so brachte er die Kinder und sich in Sicherheit. H.A. Schmitz wurde von mutigen Ärzten und Krankenschwestern bis zum Kriegsende in der Orthop. Landeskinderklinik in Viersen-Süchteln versteckt. Ein befreundeter Landwirt in Genholland versteckte Heinrich Schmitz bis zum Kriegsende.

Erst spät als politisch Verfolgter anerkannt, starb der Vater, von den jahrelangen Schikanen und der andauernden Angst physisch und psychisch geschwächt, bereits 1950 im Alter von 44 Jahren. Über all diese Verfolgungen wurde innerhalb der Familie nur selten gesprochen, bzw. nur wenn ein besonderer Anlass vorlag. Außerhalb hat man dieses Thema gemieden. Aus Angst vor evtl. antisemitischen Anfeindungen. „Sprich mit niemandem darüber“, habe die Devise geheißen, so H.A. Schmitz nachdenklich. Den heute noch virulenten Antisemitismus, die starken Ressentiments gegen Geflüchtete beobachtet er aufmerksam und mit großer Sorge. Auch deswegen spricht er heute über seine Erfahrungen.

"Und weil der Mensch ein Mensch ist" - die Grenzgänger

Abb 07 Tag Denkmal kleinAuf Einladung des AStA der HSD präsentierte im Anschluss die bekannte Folk-Band „Die Grenzgänger“ Lieder aus ihrem Programm „Und weil der Mensch ein Mensch ist“ nachdenkliche, ergreifende und kämpferische Lieder, die heute nur noch wenigen bekannt sind. Es ist das Ziel der „Grenzgänger“, diese Lieder dem Vergessen zu entreißen und zugleich an diejenigen Menschen zu erinnern, die sie als Häftlinge in Gefängnissen und Konzentrationslagern des NS-Regimes einst verfassten.

Allen Beteiligten, die den Ablauf dieses gelungenen Tages ermöglichten, sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt!

 

 

 

 

 

Weitere Eindrücke vom Tag des offenen Denkmals 2017

 

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Offiziell eingeweiht, das letzte fehlende Stück des Erinnerungsortes: die neue Gedenkstele am Haupteingang der HSD.
V.l.n.r.: Annette Klinke (BV 1), Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, Präsidentin Prof. Brigitte Grass, Dr. Joachim Schröder.
© Birgül Demirtas/HSD

 

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Präsidentin Prof. Dr. Brigitte Grass während ihres Grußwortes.
© Birgül Demirtas/HSD

 

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Adelheid Schmitz (Erinnerungsort/Forena) erläutert den BesucherInnen die Dauerausstellung des Erinnerungsortes.

 

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Herr Schmitz berichtet am historischen Ort über seine Familiengeschichte: Sein Onkel und seine Großeltern wurden 1942 genau von hier aus deportiert – alle drei wurden ermordet. Auf dem Bildschirm links die Foto-Präsentation von Sugata Tyler.
© Andrea Nepomuck/HSD

 

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Herr Schmitz im Gespräch mit dem Präsidiumsbeauftragten des Erinnerungsortes, Dr. Joachim Schröder.
© Andrea Nepomuck/HSD