Ravensbrück & Sachenhausen: Gedenkstättenfahrt in den Herbstferien
Für die diesjährigen Herbstferien konzeptionierten und organisierten wir in Kooperation mit der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer und dem Interkulturellen Zentrum in Krefeld erstmalig eine Gedenkstättenfahrt für Jugendliche, explizit auch mit internationaler Familiengeschichte. Hinter uns liegen fünf lange und spannende Tage voller Perspektivwechsel und Eindrücke. Insgesamt wurde es 14 Jugendlichen ermöglicht, die ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen zu besichtigen. Außerdem besuchte die Gruppe an zwei Tagen Berlin, wo sie in die deutsche Geschichte von 1848 bis heute eintauchen konnte.
Auf den ersten Blick stellt sich die Frage, warum diese beiden Konzentrationslager ausgewählt wurden. Trotz ihrer örtlichen Nähe zueinander unterscheiden sich diese Orte in wesentlichen Punkten. So rückt beispielsweise Ravensbrück auch den gesellschaftlich wenig betrachteten Aspekt der weiblichen Täterschaft in den Fokus. Vor allem sorgte die Unterbringung der Teilnehmer:innen in der Jugendherberge, die sich in den früheren Aufseherinnenhäusern befindet, anfänglich für Irritationen, die in Diskussionen besprochen wurden. Diese Diskussionen sind nur ein Beispiel für die großen Kontraste des Ortes. In der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen befassten sich die Jugendlichen eingehender mit den Fragen, aus welchen Gründen Menschen verfolgt und getötet wurden, genauso wie mit dem Aufbau, der Funktion und den Bedingungen in einem Konzentrationslager. Hierbei wurde viel Wert darauf gelegt, den Teilnehmer:innen individuelle Erfahrungsräume zu bieten und dadurch einen persönlichen Zugang zur Thematik zu ermöglichen. In gemeinsamen Gesprächsrunden wurde Raum gegeben, diese Eindrücke zu reflektieren.
Neben den Programmpunkten mit geschichtlichem Fokus, wie dem Besuch der Topographie des Terrors und einer Stadtführung mit Schwerpunkt auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts, wurde in Berlin insbesondere der Bogen in die Gegenwart geschlagen. Der interkulturelle Fokus der Fahrt wurde vor allem durch eine Führung zweier Berliner:innen mit internationaler Familiengeschichte durch „ihr“ Wedding hervorgehoben. Diese Begegnung schaffte erneut Raum dafür, persönliche Geschichten und Eindrücke zu teilen. Trotz des umfassenden Programms blieb viel Zeit, Berlin auf eigene Faust zu erkunden, was viel Spaß und neue Erfahrungen für die Jugendlichen bedeutete. Insgesamt nehmen die Teilnehmer:innen neue Perspektiven, neues Wissen und neue Freund:innen mit nach Krefeld.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden, und ganz besonders bei Sophie Stöbe und Helen Sotowic, die diesen Bericht verfasst haben. Die Entwicklung des Konzepts wurde gefördert durch das Programm Jugend erinnert im Projekt "Bildung vor Ort".