Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung mit der Historikerin Hannelore Steinert (Sa., 11.03.2023, 14.00 Uhr)
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- Erstellt: Donnerstag, 09. März 2023 15:08
Riga war das Zentrum jüdischen Lebens in Lettland. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen im Juli 1941 wurde die Stadt zu einem Zielort von Deportationen und zum Tatort nationalsozialistischer Vernichtungspolitik. Angehörige von SS, Polizei und Wehrmacht sowie lokale Hilfstruppen ermordeten fast alle lettischen sowie die aus Deutschland, Wien, Prag und Brünn deportierten Jüdinnen und Juden. Unter den Deportierten waren auch 1.007 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf. Sie wurden am 11. Dezember 1941 vom Düsseldorfer Schlachthof aus deportiert, der als zentrale Sammelstelle des Regierungsbezirkes vor den Deportationen diente.
Die Deportation der als jüdisch verfolgten Menschen aus dem Deutschen Reich und ihre Ermordung in den Ghettos und Mordlagern in den besetzten Gebieten in Osteuropa bildet einen Schwerpunkt bei der Auseinandersetzung mit der Gesamtgeschichte der Shoah, sowohl in der Forschung als auch in der Bildungsarbeit in den NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorten. Dabei droht die historische Tatsache aus dem Blick zu geraten, dass eine überwiegende Mehrheit der Verfolgten gar nicht von ihrem ursprünglichen Wohnort verschleppt worden ist: Im Regierungsbezirk Düsseldorf etwa lebten 1933 rund 24.000 jüdische Menschen. Fast 8.000 von ihnen wurden ab Oktober 1941 deportiert (davon 6.000 vom damaligen Düsseldorfer Schlachthof aus) und größtenteils ermordet. Die übrigen, mindestens 15.000 Menschen (genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor!) hatten ihre Heimat bis Oktober 1941 auf unterschiedlichsten Wegen und mit unterschiedlichsten Zielorten verlassen.
Marianne Stern-Winter hat als Einzige ihrer Familie die Deportation über den Düsseldorfer Schlachthof ins Ghetto Riga überlebt. 1945 kehrt sie in ihren Heimatort zurück. In ihrem Elternhaus wohnen Fremde, das letzte Hab und Gut von Familie Winter war öffentlich an die „Volksgenossen“ versteigert worden. In ihrer Not wendet sich Marianne an denselben Finanzbeamten, der den Besitz ihrer Eltern zuvor „arisiert“ hat. Nun ist er zuständig für die Entschädigung der wenigen Überlebenden. Einführung und Diskussion mit Adelheid Schmitz (FORENA/Erinnerungsort) und dem Regisseur Gert Monheim.
